Insights Mehr Effizienz durch Digitalisierung – Chancen für Kliniken und Krankenhäuser

Aufgrund mangelnder Ressourcen sowie dem demografischen Wandel werden der Gesundheitsversorgung zahlreiche Anforderungen gestellt. Um diesen Herausforderungen sowie den wachsenden Qualitäts- aber auch Flexibilitätsansprüchen (kurzfristige Reaktionsmöglichkeit auf unvorhersehbare Ereignisse) gerecht zu werden, bedarf es einer effizienten und effektiven Leistungserbringung. Was Kliniken und Krankenhäuser in Deutschland betrifft so kommt noch hinzu, dass diese schon lange keine konkurrenzfreie Zone mehr darstellen und somit steigender Wettbewerbsdruck die Notwendigkeit effizienter Abläufe verstärkt. 

Wie auch in vielen anderen Branchen so heißt hier die Lösung: Digitalisierung. Natürlich nicht der Digitalisierungswillen sondern um beispielsweise durch IT-unterstützte Abläufe den schnellen und reibungslosen Austausch von Gesundheitsdaten zwischen den verschiedenen Akteuren in der Gesundheitsversorgung zu ermöglichen und gleichzeitig den Schutz von sensiblen Patientendaten zu gewährleisten.

Bei einem Coffee-Talk habe ich mich zu den Chancen der Digitalisierung in Kliniken und Krankenhäusern mit Matthias von der Psychatrischen Fachklinik Fürth ausgetauscht. In der Beratung  ist es uns in einem ersten Schritt immer wichtig, den Kunden zu Wort kommen zu lassen um die Herausforderungen besser zu verstehen.

Welchen Nutzen hat die Digitalisierung für Kliniken und Krankenhäuser?

Der Nutzen der Digitalisierung in Krankenhäusern wird sowohl kurz- als auch langfristig vielfältig sein. Sie betrifft das Kerngeschäft der Häuser sowie die dazugehörigen unterstützenden Prozesse.

Unterstützung, Standardisierung und Kommunikation
Zum einen wird digitalisiert, was sich in Software und Hardware ausdrückt, zum anderen besteht ein weiterer großer Nutzen darin, dass dadurch alle Krankenhausbereiche miteinander kommunizieren müssen und damit das „althierarchische“ System, dem des Miteinander weicht.

Von den Prozessen aus gedacht besteht an der Stelle die Möglichkeit, diese einem Soll-Ist Abgleich zu unterziehen, (neu) festzuschreiben und zu standardisieren. Dabei können die zu digitalisierenden Elemente integriert werden und diese die Prozessabläufe im Arbeitsalltag maximal unterstützen.

Bei dem aktuellen Mangel an Fachpersonal, können digitalisierte Abläufe dafür sorgen, dass mehr Zeit für die Patienten entsteht. Denken wir an eine digitale Therapieplanung, an webbasierte Dienstplanung, an Textbausteine, die eine MDK-konforme Dokumentation sicherstellen können. Letzteres führt zudem dazu, dass Gewinnerlöse optimiert werden.

Das Sichtbarmachen von Schnittstellen, Formularen, Engpässen sind nur ein paar Faktoren, die dazu führen, dass sich alle Berufsgruppen, die an den jeweiligen Prozessen beteiligt sind, austauschen müssen, um Lösungen für die verschiedensten Herausforderungen zu finden, die sich dabei offenbaren werden.

Inwieweit stellt das KHZG eine Chance für die Beschleunigung der Digitalisierung in Kliniken und Krankenhäusern dar?

Das KHZG sorgt dafür, dass zum einen eine Anschubfinanzierung, bei positiven Förderbescheiden, erfolgen kann und zum anderen dafür, dass durch eine gesetzte Frist ein Zeitdruck entsteht, der die Geschwindigkeit der Digitalisierung erhöhen kann.

Ein großer Knackpunkt des eng gesteckten Rahmens bis 31.12.2024, sind dabei die drohenden Sanktionen bei nicht Erfüllung der First. Nur haben es die Krankenhäuser gar nicht immer selbst in der Hand, ob sie diesen sportlichen Zeitplan auch einhalten können oder nicht.

Die Industrie freut sich zwar über volle Auftragsbücher aber hat teilweise gar nicht die Ressourcen, um alle anfragenden Krankenhäuser in deren aufgestellten Zeitplänen auch zeitgerecht bei der Einführung der diversen Tools zu unterstützen. Gleichzeitig werden auch für die eingeführten Tools, egal ob Soft- oder Hardware, Fachkräfte im Sinne von Administratoren benötigt. Der Fachkräftemangel auf dem Markt erschwert die Akquise von geeignetem Personal. Und wenn dann mal jemand verfügbar ist, sind es die Unikliniken oder Privatkliniken, die oft an erster Stelle stehen, wenn die potenziellen Mitarbeiter ihre Wahl treffen.

Nicht nur in diesem Punkt spielt der monetäre Background der Einrichtungen eine gewichtige Rolle. Teilweise müssen zuerst einmal die IT-Infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die einzuführenden Module auch hochperformant laufen können.

Der Zeitplan des KHZG ist eng getaktet und setzt schon zu Beginn Voraussetzungen, die zur Förderung vorgewiesen werden müssen. Wie schätzt Du die Realisierbarkeit des Zeitplans ein und mit welchen Herausforderungen ist zu rechnen?

Tatsächlich gibt es diverse Herausforderungen bei der Durchführung des eng getakteten Zeitplans.

Ein weiterer Punkt dabei ist das große Thema digitale Transformation bzw. Changemanagement. Sowohl technisch als auch im Bereich Mindset und Ausbildung der Mitarbeiter muss einiges bearbeitet werden. Dabei geht es unter anderem um die Herausforderung, die Mitarbeiter mit den sehr schnell wachsenden Möglichkeiten der Digitalisierung zu unterstützen aber sie auch nicht zu überfordern.

Der Alltag und die Struktur dessen werden sich durch die Implementierung digitaler Tools enorm verändern. Veränderung bedeutet Unsicherheit für den Menschen. Deshalb ist es umso wichtiger transparent mit den da kommenden Dingen umzugehen und Zeit zu schaffen, damit sich die Mitarbeiter damit auseinandersetzen können.

Dreh- und Angelpunkt der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist die Patientendatensicherheit. Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um diese in den Kliniken und Krankenhäusern zu gewährleisten?

Vor allen Dingen muss gewährleistet sein, dass niemand, sollte er unberechtigt Zugriff auf die Daten erhalten, damit etwas anfangen kann. Die Sicherheit der Daten, ist für viele Kliniken eine große Herausforderung, da auch diese eine gewisse monetäre Belastung darstellt, um die internen Systeme entsprechend zu rüsten.

In Bayern spielt der Artikel 27 (Abs. 4) des bayerischen Krankenhausgesetzes dabei aktuell noch eine kleine Rolle. Besagt er doch, dass die Daten der Patienten nicht außerhalb der Klinik gehalten werden dürfen. Dies setzt andere Maßnahmen voraus als in Bundesländern, in denen dies möglich ist.

Zur Sicherstellung einer erfolgreichen Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben ist das Zusammenspiel zwischen IT und den weiteren Fachbereichen in Kliniken von großer Bedeutung. Leider sieht man genau hier oftmals die größten Schwachpunkte. Wie kann man hier eine optimale Vernetzung gewährleisten, um gemeinsam Maßnahmen voranzutreiben?

Aus meiner Sicht ist es wichtig, die Bereiche in der Kommunikation thematisch zusammen zu bringen. Ein gemeinsames Verständnis ist an dieser Stelle sehr wichtig. Dafür können zum Beispiel „Digital-Übersetzer“ etabliert werden, die dafür sorgen, dass der eine die Sicht und auch die Begrifflichkeiten des anderen versteht.

Offenheit füreinander und die Fähigkeit den Blickwinkel zu verändern, sind dabei von großem Wert. Für das Management geht es darum, genau diesen Raum und die Möglichkeiten zu schaffen, damit ein Change stattfinden kann.

Diese Dinge sind aus meiner Sicht im Rahmen des KHZG 1, nicht berücksichtigt worden. Denn auch dies erfordert einen Aufwand, welcher finanzielle Investitionen erfordert. Sowohl die Freistellung von MitarbeiterInnen, als auch das Engagement eventuell benötigter externer Unterstützung müssen an dieser Stelle ebenfalls bewältigt werden.

Veränderungen werden oftmals als Chance betrachtet. Gleichzeitig stellen die eingehenden Veränderungen für den ein oder anderen eine Bedrohung dar. Bedrohung im Sinne von Verlust der gewohnten Aufgaben und Tätigkeiten. Welche Strategien empfiehlst Du aus deiner Erfahrung im Bereich der Klinik- und Organisationsentwicklung, um mit dieser Herausforderung umzugehen?

Die Antwort darauf ist die Conclusio allem, was ich in den Fragen zuvor beschrieben habe. Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, dass sich alle Prozessbeteiligten begegnen können. Freiraum für innovative Gedanken und dafür andere Blickwinkel einnehmen zu können. Eventuell macht es Sinn, eine Einheit ähnlich eines Innovation Hubs zu etablieren, die als Denkzentrale die Gegenwart mit der Zukunft verbindet.

Ich denke, dass die zu etablierenden digitalen Themen nicht weniger werden, wenn man allein den Bereich E-Health betrachtet. DiGA wollen integriert werden, Telekonsile und Videosprechstunden werden dabei unterstützen, die Ambulantisierung der stationären Versorgung voranzutreiben.

Wir stehen im Zeitalter der Digitalisierung mit allen Herausforderungen, die dieses mit sich bringt, dürfen die Zukunft mitgestalten und sind eben noch nicht fertig digitalisiert. Das ist für alle neu, von der Geschäftsleitung über die medizinischen Teams bis hin zu den unterstützenden Prozessen. Also gehen wir es gemeinsam an, denn nur so, kann es uns gelingen die Nutzen, die sich aus der Digitalisierung ergeben auch effektiv zu nutzen.

Ich wünsche uns vor allen Dingen Spaß dabei, so viel Neues lernen zu dürfen und uns damit so ein großes Stück voran bringen zu können.

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